Die Hamerslebener Stiftskirche feierte 2012 ihr 900 jähriges Bestehen und lässt das Herz jeden Kenners der Romanik höher schlagen. Der Erbauer der Orgel, die erstmals 1570 eine schriftliche Erwähnung findet, ist unbekannt. 1688 wurde die Orgel, deren Prospekt noch heute erhalten ist, im Zusammenhang mit weiteren Ausstattungsgegenständen (Altar, Apostelfiguren, Chorgestühl und Kanzel) am Westgiebel auf einer Empore errichtet.

Das barocke Orgelwerk wurde 1811 sowohl klanglich als auch technisch dem damaligen frühromantischen Zeitgeschmack entsprechend umgebaut, das Werkprinzip dabei aufgegeben und das Rückpositiv stillgelegt. 1870/71 wurde die Orgel gründlich renoviert.
In der Mitte des vorherigen Jahrhunderts waren Teile des Gemäuers in das Orgelwerk gefallen, sodass 1960 versucht wurde durch den Einzug einer Stahlträgerkonstruktion auf der Innenwandseite des Westgiebels eine bessere Statik zu erzielen. Dazu wurde die Orgel abgebaut und das Pfeifenwerk auf dem Dachboden der Stiftskirche eingelagert. Registermechanik und Traktur, sowie das restliche technische Orgelwerk waren abgängig. Der Prospekt wurde von der staatlichen Denkmalpflege fachgerecht demontiert und nach Abschluss der Baumaßnahmen in höherer Position als ursprünglich am Westgiebel wieder aufgebaut, jedoch ohne Orgelwerk. Der Prospekt diente fortan nur noch als optisches Gegenstück zum Altar.

Ab 1991 errichteten wir in vier Bauabschnitten ein neues Orgelwerk III+P/41 mit Schleifladen, mechanischer Ton- und Registertraktur hinter dem historischen Prospekt.

Der erste Bauabschnitt erfolgte im Jahr 1992 mit der Erstellung des Rückpositivs. Weitere Bauabschnitte folgten im Jahr 2001 mit Einbau des Hauptwerkes und des Pedalwerkes. Im Jahr 2005 wurde das Unterwerk für das dritte Manual eingebaut, allerdings noch mit vakanten Registern.

In der 2013 erfolgten Bauphase wurde der Prinzipal 16′ (Prospekt Pedal) sowie das Fagott 16′, eine Terz 1 3/5′ und die Mixtur im dritten Manual eingebaut. Das restliche, restaurierte Pfeifenwerk der Orgel stammt überwiegend aus den beiden Vorgängerinstrumenten.
Im Zuge dieser Arbeit wurde zusätzlich das Rückpositiv gereinigt und intonatorisch überarbeitet.

Stiftung Dome und Schlösser: Kloster und Stiftskirche St. Pankratius in Hamersleben
Wikipedia: Kloster Hamersleben

Disposition

Rückpositiv

Gedackt 8′
Praestant 4′
Holzflöte 4′
Waldflöte 2′
Quinta 11/3′
Cymbel III 1′
Krummhorn 8′
Vox humana 8′
Tremulant

Hauptwerk

Bordun 16′
Principal 8′
Gamba 8′
Rohrflöte 8′
Octava 4′
Blockflöte 4′
Quinta 2 2/3′
Superoctave 2′
Mixtur IV 2′
Cornett III–V 8′
Trompete 8′

Unterwerk

Hohlflöte 8′
Salicional 8′
Gedact 8′
Principal 4′
Flaute 4′
Traversflöte 2′
Nassat 2 2/3′
Schwiegel 2′
Terzflöte 1 3/5′
Mixtur III 2′
Fagott 16′
Oboe 8′
Tremulant

Pedal

Principalbaß 16′
Quintbaß 10 2/3′
Subbaß 16′
Violon 16′
Octavbaß 8′
Baßflöte 8′
Octavbaß 4′
Mixtur IV 2 2/3′
Posaune 16′
Trompetenbaß 8′

Tastenumfang in den Manualen: C – g3
Tastenumfang im Pedal: C-f1
Spielhilfen: 5 Trittkoppeln (III-II, I-II, III-P, II-P, I-P)

Klangbeispiele